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Bonitaet

Banken und Finanzdienstleistungsunternehmen prüfen im Rahmen der Kreditvergabe die Bonität des Antragstellers. Bei der Bonität handelt es sich um die Kreditwürdigkeit. Unterschieden werden kann in diesem Zusammenhang die persönliche und die materielle Kreditwürdigkeit. Jedes Finanzdienstleistungsunternehmen hat verschiedene Instrumente und Verfahren, um die Bonität zu ermitteln bzw. zu prüfen.

Prüfung der persönlichen Kreditwürdigkeit

Bei der persönlichen Kreditwürdigkeit handelt es sich um individuelle Eigenschaften eines Antragstellers. Darunter fallen Eigenschaften, wie das Auftreten, die Zuverlässigkeit, die bisherige Geschäftsverbindung, Erfahrungswerte, Wohnort, Herkunft und Sprache. Die persönliche Kreditwürdigkeitsprüfung beruht weniger auf harten Fakten. Entscheidender ist der Eindruck, den ein Kreditinstitut von einem Antragsteller hat. Hat er in der Vergangenheit Absprachen regelmäßig und zuverlässig eingehalten und ist seinen Verpflichtungen immer nachgekommen, wirkt sich das positiv auf den Gesamteindruck aus. Schlechte Erfahrungen mit einem Kunden beeinflussen die persönliche Kreditwürdigkeit und somit auch die Bonität negativ. Auch bei Firmenkunden wird die Bonität ca. zu 50 % durch die persönliche Kreditwürdigkeit beeinflusst. Die oben genannten Eigenschaften, wie Zuverlässigkeit etc., werden im Firmenkundengeschäft jedoch als soft facts bezeichnet.

Prüfung der materiellen Kreditwürdigkeit

Bei der materiellen Kreditwürdigkeit handelt es sich um die wirtschaftlichen Verhältnisse eines Antragstellers. Dabei geht es um konkrete Zahlen und Fakten. Bei der Prüfung der materiellen Kreditwürdigkeit wird eine Haushaltsrechnung durchgeführt. Einnahmen und Ausgaben werden gegenübergestellt, um den monatlichen Überschuss zu ermitteln. Kreditinstitute sprechen dabei auch von der Kapitaldienstfähigkeit. Bei dem monatlichen Überschuss handelt es sich um das Kapital, mit dem ein Kredit bedient werden kann. Bei Firmenkunden wird der sogenannte „cash flow“ ermittelt. Der cash flow kann mit der Haushaltsrechnung bei Privatkunden gleichgesetzt werden. Bei der materiellen Prüfung der Kreditwürdigkeit geht es im Endeffekt darum, zu ermitteln, ob ein Antragsteller wirtschaftlich in der Lage ist, den beantragten Kredit zurückzuzahlen. Dabei wird auch die bisherige Kontoführung geprüft. Kunden, die ihr Konto dauerhaft im Soll führen, werden im Hinblick auf die materielle Kreditwürdigkeit schlechter eingestuft. Liegen keine Daten zur bisherigen Kontoführung vor, so wird auf Gehaltsnachweise oder Einkommensteuerbescheide zurückgegriffen. Unternehmen müssen in der Regel betriebswirtschaftliche Auswertungen und Bilanzen einreichen. Mit diesen Unterlagen können Banken schließlich die Kapitaldienstfähigkeit oder den „cash flow“ ermitteln.

Welche Verfahren zur Ermittlung der Bonität gibt es?

In der Praxis existieren verschiedene Verfahren zu Ermittlung der Bonität eines Kunden. Zahlreiche Banken haben eigene Verfahren implementiert. Andere Institute nutzen dagegen externe Instrumente, um die Kreditwürdigkeit zu ermitteln. Häufig arbeiten Kreditinstitute mit einem sogenannten Rating oder Soring. Im Prinzip handelt es sich dabei um ein Punktesystem. Verschiedene Einzelaspekte im Rahmen der persönlichen und wirtschaftlichen Kreditwürdigkeitsprüfung werden von den Banken mit Punkten versehen. Aus der Addition kann schließlich eine Gesamtpunktzahl ermittelt werden. Bei dieser Punktzahl, die auch in Schulnoten umgerechnet werden kann, handelt es sich um das Rating bzw. Scoring.

Kreditinstitute nutzen auch die Informationen von externen Unternehmen, um die Bonität zu ermitteln. So arbeiten die meisten Banken mit der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (Schufa) zusammen. Das Äquivalent zur Schufa im Firmenkundengeschäft ist die Creditreform.

Welche Bedeutung hat die Bonität für Privatpersonen und Unternehmen?

Die Bonität ist für Privatpersonen und auch Unternehmen von entscheidender Bedeutung. Eine schlechte Bonität hat zur Folge, dass Kredit- und Finanzierungsanfragen abgelehnt werden. Außerdem kann sich eine schlechte Bonität auch negativ auf die Beantragung von Handy- und Stromverträgen auswirken. Unternehmen bekommen sehr große Refinanzierungsprobleme, wenn sie eine schlechte Bonität aufweisen. Ist die Bonität sehr schlecht, müssen Unternehmen beispielsweise einen hohen Zinssatz an mögliche Geldgeber zahlen. Der Zinssatz drückt nämlich immer das Risiko aus, das Investoren eingehen. Ein hoher Zinssatz bedeutet wiederum, dass das Fremdkapital sehr teuer wird und die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens negativ beeinflusst wird.

Wie wird die Bonität negativ beeinflusst?

Die Bonität kann durch diverse Faktoren negativ beeinflusst werden. Ein Faktor kann zum Beispiel ein nicht zurückgezahlter Kredit sein. Auch Zwangsvollstreckungen oder Mahnbescheide können die Bonität negativ beeinflussen. Jedoch können auch kleinere Faktoren, wie die dauerhafte Führung des Kontos über dem Kreditlimit, die Bonität nachhaltig beeinflussen. Verbraucher und Unternehmen sollten daher darauf achten, dass Rechnungen pünktlich bezahlt und Kontoüberziehungen möglichst vermieden werden. Außerdem sollten vor allem fällige Darlehensraten pünktlich gezahlt werden. Ist beispielsweise ein negativer Eintrag in der Schufa, hat das langfristig negative Folgen für die Bonitätseinschätzung der Banken. Ein negativer Eintrag wird erst drei Jahre nach Rückzahlung der Schuld, auf die der Eintrag zurückgeführt werden kann, gelöscht. Die Vermeidung eines negativen Eintrags sollte daher höchste Priorität haben.

Autor: Sebastian Kraft, seit 2015 Schuldnerbetreuer bei Saturn Inkasso.